Seit rund hundert Jahren beschäftigt sich die Literatur nun mit den Stichprobenverfahren in der Jahresabschlussprüfung. [1] Demgegenüber machen etliche empirische Studien deutlich, dass die Prüfungspraxis - trotz des breiten zur Verfügung stehenden Spektrums an Stichprobentechniken - die mathematisch-statistischen Stichprobenverfahren kaum anwendet. Vielen Prüfungspraktikern ist dabei nicht bewusst, dass die Aussagequalität der einfachen, nicht-statistischen Verfahren deutlich hinter den Erwartungen bleibt. [2]
Vorträge des Stützpunkts 2009
Die maschinelle Auswertung von Massendaten ist in den Unternehmen immer mehr zu einem zentralen Instrument interner und externer Prüfer geworden. Dieses Instrument ist vermehrt auch in Zusammenhang mit Untersuchungen zur Aufdeckung und Abwehr doloser Handlungen eingesetzt worden. Dies geschieht ausgehend von der Überlegung, dass die Vielzahl der Attribute (Felder), die heute für Geschäftsvorfälle gespeichert werden, auch Hinweise auf Sachverhalte geben können, die speziell aus der Sicht der Bekämpfung doloser Handlungen im Unternehmen als kritisch anzusehen sind. Mit Unterstützung von Prüfungssoftware lassen sich so die kritischen Fälle gezielt herausfiltern und ggf. weiter untersuchen.
In der steuerlichen Betriebsprüfung stellen sich in Deutschland durch den Datenzugriff (GdPdU) und in Österreich durch das Betrugsbekämpfungsgesetz 2006 zunehmend Fragen im Zusammenhang mit der Originalität bzw. Unverfälschtheit von Massendaten. Im Umfeld der Revision der kleinen und mittleren Betriebe liegen die Prüffelder hier meist im Bereich der Vollständigkeit der Erlöse (z.B. ausgelesene Datenerfassungsprotokolle, elektronische Journale aus Registrierkassen).
Prüfung bewegt sich zunehmend in einem Spannungsfeld von Qualität und Wirtschaftlichkeit. In dem Bemühen, Revisionsergebnisse wenig angreifbar und auf eine anerkannte Grundlage zu stützen, gewinnt die Auseinandersetzung mit mathematisch-statistischen Auswahlverfahren an Bedeutung. Vielfach wird dabei übersehen, dass vernünftige Stichprobenumfänge eine gänzlich hierauf abgestimmte Prüfungsstrategie erfordern. In einem aufeinander aufbauenden System von Verfahrens- und Einzelfallprüfungen finden sich dabei viele unterschiedliche Einsatzgebiete für mathematisch-statistische Prüfungsmethoden. Der Vortrag gibt einen Überblick und zeigt anhand konkreter Beispiele handhabbare Vorgehensweisen. Hierbei werden auch alternative Techniken sowie Instrumente mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen vorgestellt.
- Risiko- und Vorgehensmodelle
- Prüffeld und adäquate Verfahren
- Die Bedeutung der „Prüfernase“
- Voraussetzungen, Beispiele und Lösungsstrategien